{"phaenomen":{"titel":"Vergleiche (Komparativ/Äquativ)","phid":"19","author":"Jäger, Agnes","kurzbeschreibung":"<p class="bodytext">Vergleichskonstruktionen können in die beiden Haupttypen Komparativvergleich (‘Vergleich der Ungleichheit’), z.B. <i>Anna läuft schneller als Maria</i>, und Äquativvergleich (‘Vergleich der Gleichheit’), z.B. <i>Anna läuft so schnell wie Maria</i>, eingeteilt werden. Im Standarddeutschen wird in Komparativvergleichen für den Vergleichsanschluss die Partikel <i>als</i> verwendet, in Äquativvergleichen die Partikel <i>wie</i>. In hypothetischen oder irrealen Vergleichen, z.B. <i>Sie tut so, als ob sie ihn nicht kennen würde</i>, ist die Bandbreite der möglichen Anschlusstypen größer: Einleitung mit <i>als</i> + Verberstsatz oder <i>als</i> + <i>ob</i>/<i>wenn</i> bzw. <i>wie</i> + <i>wenn</i> + Verbletztsatz. In den Dialekten gibt es insbesondere bezüglich der Komparativvergleiche, aber auch in den Äquativvergleichen andere Anschlusstypen (Vergleichspartikeln <i>als wie, weder, wann</i> etc.).</p>","detailbeschreibung":"<p class="bodytext">In einer prototypischen Vergleichskonstruktion wie z.B. <i>Anna läuft schneller als Maria</i> werden zwei Entitäten bezüglich ihrer Grade auf einer Skala einer graduierbaren Eigenschaft miteinander verglichen. Eine Vergleichskonstruktion weist daher typischerweise drei zentrale Bestandteile auf: das Komparandum (‘dasjenige, das verglichen wird’, hier: <i>Anna</i>), den Vergleichsstandard (auch: Vergleichsgröße, ‘dasjenige, mit dem verglichen wird’, hier: <i>Maria</i>) und das Tertium Comparationis (‘die Eigenschaft, bezüglich der verglichen wird’, hier: <i>schneller</i>), vgl. Thurmair (2001: 2f.), Duden Grammatik (2016: 377f.).</p><p class="bodytext">In Partikelvergleichssprachen wie dem Standarddeutschen und seinen Dialekten wird der Vergleichsstandard durch eine einleitende Vergleichspartikel markiert (hier im Beispiel: <i>als</i>; zu anderen Sprachtypen wie Vergleichskasussprachen, Sprachen mit verbalen Vergleichen etc. vgl. Stassen 1985). Der mit der Vergleichspartikel angeschlossene Vergleichsstandard kann satzförmig sein (z.B. … <i>als Maria läuft</i>) oder phrasal, wobei verschiedene Phrasentypen möglich sind, besonders häufig aber NP und PP vorkommen (z.B. mit NP: … <i>als Maria</i>, mit PP: … <i>als bei mir</i>, mit AdvP: … <i>als gestern</i>). In der Forschung ist umstritten, ob Phrasenvergleiche stets elliptisch verkürzte Satzvergleiche darstellen (vgl. Bresnan 1973, Bierwisch 1987 u.a.) oder nicht (vgl. Hoeksema 1983, Osborne 2009 u.a.). Für die letztere These spricht in manchen Sprachen der Kasus des Vergleichsstandards, in den deutschen Dialekten auch die Beobachtung, dass nur bei Satzvergleich, nicht aber bei Phrasenvergleich, auch sogenannter gestützter Vergleichsanschluss, d.h. Kombination der Vergleichspartikel mit einer subordinierenden Konjunktion wie <i>dass</i>, vorkommt (vgl. Friedli 2012). Der Vergleichsstandard kann eine Angabe oder seltener eine Ergänzung/ein Argument zum Matrixprädikat (z.B. in: <i>klingt wie …, sieht aus wie</i> …) darstellen.</p><p class="bodytext">Das Tertium Comparationis, das die graduierbare Eigenschaft bezeichnet, ist üblicherweise ein attributives, adverbiales oder prädikatives Adjektiv (z.B. <i>eine schnellere Läuferin als …, … läuft schneller als …, … ist schneller als …</i>) oder ein Adverb (z.B. <i>öfter als</i> …). In Komparativvergleichen steht es im Komparativ (z.B. <i>schneller</i>), in Äquativvergleichen, wo ihm zusätzlich das Korrelat (Demonstrativadverb) <i>so</i> vorausgeht, steht es im Positiv (z.B. <i>so schnell</i>). In Komparativvergleichen kann jedoch stattdessen auch das inhärent komparativische <i>ander</i>-/<i>anders</i> oder ein negatives Indefinitum auftreten (z.B. <i>nichts als</i> …).</p><p class="bodytext">In Sprachen wie dem Deutschen sind auch sogenannte Subkomparative möglich, in denen die Ausprägungsgrade zweier Eigenschaften miteinander verglichen werden, wie in <i>Das Loch ist tiefer als breit</i>. Hier besteht in den Sprachen der Welt parametrische Variation: So sind Subkomparative etwa im Japanischen nicht möglich (vgl. Beck et al. 2004, die dies auf den unterschiedlich ausgeprägten „Degree Abstraction Parameter“ zurückführen).</p><p class="bodytext">Fehlt das Tertium Comparationis im Äquativvergleich, liegt ein semantisch anderer Vergleichstyp vor, bei dem keine Grade verglichen werden, sondern etwa Arten und Weisen oder Eigenschaften (z.B. <i>Anna läuft</i> (<i>so</i>) <i>wie Maria</i>). Das Korrelat <i>so</i> ist optional. Äquative dieser Art, die im Gegensatz zu den Äquativen mit Gradsemantik (Gradäquativen) als Nicht-Grad-Äquative (auch: „offene Vergleiche”/„Modalitätsvergleiche”, Thurmair 2001: 3; „reine Vergleichssätze”, Zifonun et al. 1997: 2333) bezeichnet werden, unterscheiden sich im Standarddeutschen bezüglich des Vergleichsanschlusses nicht von den Gradäquativen: In beiden Fällen wird <i>wie</i> verwendet, das wie in vielen europäischen Sprachen (vgl. Haspelmath/Buchholz 1998) vom Grad/Modal-Interrogativum/Relativum abgeleitet ist. In anderen Sprachen wird in Grad- und Nicht-Grad-Äquativen jedoch jeweils eine andere Vergleichspartikel gewählt, z.B. im Französischen in Gradäquativen wie in Komparativen <i>que</i>, in Nicht-Grad-Äquativen (Modaläquativen/offenen Vergleichen) dagegen <i>comme</i>&nbsp;(ähnliche Differenzierungen finden sich auch in bestimmten historischen Sprachstufen des Deutschen, vgl. Jäger 2016).</p><p class="bodytext">Hypothetische oder irreale Vergleichssätze stellen semantisch gesehen Kombinationen aus Konditional und Äquativ dar, weshalb selbst im Standarddeutschen hier eine größere Varianz an mehr oder minder stark grammatikalisierten Formtypen zu beobachten ist: <i>als </i>+ <i>ob </i>(<i>ob </i>= ursprünglich Konditionalkonjunktion), <i>als </i>+ Verberstsatz (= V1-Konditional), <i>als </i>+ <i>wenn</i>, <i>wie </i>+ <i>wenn </i>(vgl. hierzu auch Oppenrieder 1991, Jäger 2010).</p>","ergebnisse":"<p class="bodytext">Die meisten der abgefragten Komparativvergleiche zeigen ein recht einheitliches Bild für Hessen, s. die Karten in (1) und (2): Es überwiegt deutlich die nicht-standardgemäße Variante <i>wie</i> (bzw. deren lautliche Entsprechungen <i>bee, wej, bie, bou, wu</i> etc.), s. die Beispiele in (3a,b). In den Fragen E2_02, E3_14, E4_01 und E4_17 liegt der Anteil der Variante <i>wie</i> an den akzeptierten Varianten in ganz Hessen jeweils zwischen ca. 53 und 56%. Ähnlich hoch ist der Anteil der Variante <i>wie</i> in der direkten Erhebung (Frage DP_03), der rund 48% ausmacht, wenn man alle akzeptierten Varianten berücksichtigt, aber deutlich höher ausfällt (61%), wenn man nur die spontan genannten Varianten einbezieht. Die Variante <i>wie</i> wird im gesamten Untersuchungsgebiet akzeptiert – auch in den niederdeutschen Dialektgebieten in Hessen, wo dies nach den Angaben der Literatur nicht zu erwarten gewesen wäre, s. das Beispiel (3b). An vielen Orten, insbesondere in einem Streifen nordwestlich bis südöstlich von Gießen, wird <i>wie</i> in Komparativ­vergleichen ausschließlich verwendet.</p><p class="bodytext">[[(1)&nbsp;Komparativvergleiche in der indirekten und direkten Erhebung (Teil 1):: E2_02 E3_14]]</p><p class="bodytext">[[(2)&nbsp;Komparativvergleiche in der indirekten und direkten Erhebung (Teil 2):: E4_01 E4_17 DP_03]]</p><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">(3)</span>Spontane Formulierungen des Komparativs (Aufgabe DP_03):<br />a.&nbsp;<i>das madche es grieser wei der bub</i>&nbsp;(Butzbach_Kirch-Göns_2)<br />b.&nbsp;<i>dat meeken is grötter wie der junge&nbsp;</i>(Diemelsee_Rhenegge_5)<br />c.&nbsp;<i>dat meken is gröttr asse de junge</i>&nbsp;(Willingen_Schwalefeld_4)<br />d.&nbsp;<i>un-s maichen is grässa als wie da junge</i>&nbsp;(Hessisch Lichtenau_Velmeden_1)</p></div><p class="bodytext">Die zweithäufigste Variante bildet das auch standardgemäße <i>als</i> (bzw. dessen lautliche Entsprechungen <i>as, os, osse</i> etc.), s. Beispiel (3c). In den fünf genannten Fragen liegt der Anteil der Variante <i>als</i> zwischen ca. 29 und 34%. Diese Variante wird ebenfalls im gesamten Untersuchungsgebiet akzeptiert, wobei erwartungsgemäß Schwerpunkte in den niederdeutschen Dialektgebieten Hessens liegen, die sich auch, wie die Vergleichsorte in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zeigen, weiter nach Norden fortsetzen. Ganz so ausschließlich und überwiegend wird jedoch selbst in den niederdeutschen Orten in Hessen <i>als</i> nicht mehr verwendet.</p><p class="bodytext">Dritthäufigste Variante ist die komplexe Vergleichspartikel <i>als wie</i>, s. Beispiel (3d). In den genannten Fragen taucht diese mit etwa zehn bis 18% auf. (In der direkten Erhebung, Frage DP_03, besteht hier wiederum ein deutlicher Kontrast zwischen der Akzeptanz von rund 18% und dem Anteil an den spontan genannten Varianten von nur zwei Prozent, d.h. viele Informanten nannten die Variante <i>als wie</i> zwar nicht spontan, akzeptierten sie jedoch auf Nachfrage.) <i>Als wie</i> ist insgesamt deutlich seltener als <i>wie</i> und <i>als</i>, ist jedoch im Untersuchungsgebiet ebenfalls großräumig von Norden bis Süden und Osten bis Westen belegt. Schwerpunkte von <i>als wie</i> finden sich zum einen in Nord- und Osthessen (entlang der Fulda) sowie in Zentral- und Südhessen. Im Gegensatz zu Aussagen in der Literatur ist <i>als wie</i> damit nicht im Übergangsbereich eines <i>als</i>- und eines <i>wie</i>-Areals zu finden, sondern insbesondere innerhalb des überwiegenden <i>wie</i>-Areals und bildet damit ein selbstständiges Muster, kein bloßes Überlappungsphänomen, was auch zu entsprechenden neueren sprachhistorischen Erkenntnissen passt, vgl. Jäger (2013, 2016). Im Vergleich der fünf genannten Komparativfragen zeigt sich, dass die syntaktische Funktion des Tertium Comparationis (prädikativ, attributiv, adverbial) kaum Auswirkungen auf den Komparativanschluss hat und auch bei seltenerem Phrasentyp des Vergleichsstandards (AP, Frage E3_14) in Hessen grundsätzlich der Komparativanschluss nahezu identisch gewählt wird wie bei frequenterem Phrasentyp des Vergleichsstandards (NP).</p><p class="bodytext">Etwas anders verhalten sich demgegenüber die drei Komparativvergleiche in den Aufgaben E3_09, E3_22 und E4_24, s. die Karten in (4). Bei diesen Fragen haben die Informanten im Gegensatz zu den übrigen Komparativvergleichen am häufigsten die Variante <i>als</i> angegeben. Bei den Fragen E3_09 und E3_22 handelt es sich um Satzvergleiche, bei Frage E3_09 sogar um eine elliptische Satzverschachtelung mit Konditionalsatz. Es lässt sich also tentativ schließen, dass <i>als</i> gegenüber <i>wie</i> in Hessen in Satzvergleichen im Gegensatz zu den Phrasenvergleichen überwiegend verwendet wird. In Aufgabe E3_22 liegen die drei Varianten <i>als</i>, <i>wie</i> und <i>als wie</i> recht nah beieinander, d.h. auch der Anteil von <i>als wie</i> ist hier mit etwa 25% vergleichsweise hoch, was möglicherweise daran liegt, dass die Informanten den komplexen Satz als Verschachtelung von Komparativvergleich (mit <i>als</i>) und Äquativvergleich (mit <i>wie</i>) aufgefasst haben. Im Satz E3_09 bildet <i>als</i> mit ungewöhnlichen ca. 77% das absolute Hauptmuster. Möglicherweise trägt die Satzverschachtelung zur stärkeren Verwendung von <i>als</i> und insbesondere zu einer geringeren Akzeptanz von <i>als wie</i> bei, durch das sich in Kombination mit <i>wenn</i> hier die besonders komplexe und deshalb möglicherweise dispräferierte Satzeinleitung <i>als wie wenn</i> ergeben würde. Die Frage E4_24 weist keinen Satzvergleich, sondern einen Phrasenvergleich auf. Allerdings besteht das Tertium Comparationis nicht wie in allen anderen Fragen aus einem komparierten Adjektiv, sondern aus dem negativen Indefinitum <i>kein</i> + <i>anderer</i>. Auch in diesem speziellen Typ des Komparativvergleichs wird mit rund 50% der akzeptierten Varianten überwiegend <i>als</i> gewählt.</p><p class="bodytext">[[(4) Komparativvergleiche in der indirekten und direkten Erhebung (Teil 3):: E3_09 E3_22 E4_24]]</p><p class="bodytext">In den Äquativvergleichen, die in der indirekten Erhebung abgefragt wurden (Fragen E2_18 und E2_24), s. die Karten in (5), bildet mit knapp 83 bzw. 89% jeweils deutlich das auch standardsprachliche <i>wie</i> (bzw. dessen lautliche Varianten <i>bee, wej, bie, bou, wu</i> etc.), s. die Beispiele in (6a,b) und (7a,b), das Hauptmuster. Die Variante <i>wie</i> ist im ganzen Untersuchungsgebiet vertreten und bildet an der überwiegenden Zahl der Ortspunkte das einzige Muster – dies gilt sogar für die allermeisten niederdeutschen Ortspunkte in Hessen, s. Beispiele (6b) und (7b), wo aufgrund der Literatur eher die Variante <i>als</i> (bzw. die lautlichen Entsprechungen <i>as, os, osse</i> etc.) zu erwarten gewesen wäre. Die Variante <i>als</i>, s. Beispiele (6c) und (7c), ist in der Tat auf das Niederdeutsche, in Hessen auf zwei bis drei westfälische Ortspunkte, beschränkt und ist insgesamt in den Äquativen marginal (unter 2%). Als weitere Variante tritt jedoch auch in Äquativen <i>als wie</i> auf (mit rund 7 bzw. 9%), s. Beispiele (6d) und (7d). Es ist damit deutlich seltener als die Variante <i>wie</i>, ist jedoch im Untersuchungsgebiet im Gegensatz zu <i>als</i> in diesem Kontext recht großräumig vertreten mit ähnlichen Schwerpunkten wie in den Komparativvergleichen, d.h. in Nord-/Osthessen sowie in Zentral-/Südhessen. Die SyHD-Ergebnisse widerlegen damit klar Aussagen in der Literatur, dass <i>als wie</i> auf Komparativvergleiche beschränkt sei.</p><p class="bodytext">[[(5) Äquativvergleiche in der indirekten Erhebung:: E2_18 E2_24]]</p><p class="bodytext">Im Vergleich der Äquativ-Fragen zeigt sich, dass hinsichtlich des Vergleichs­anschlusses in den Dialekten Hessens ähnlich wie im Standarddeutschen (aber im Unterschied zum historischen Deutschen) in der Regel kein Unterschied zwischen Grad-Äquativen und Nicht-Grad-Äquativen (Modalvergleichen/offenen Vergleichen) gemacht wird. Im Westfälischen deutet sich jedoch vereinzelt (z.B. in Diemelsee Adorf) eine Differenzierung von <i>wie</i> in Gradäquativen und der spezifisch niederdeutschen Variante <i>bou/bu</i> in Nicht-Grad-Äquativen an. In Aufgabe E2_18, einem Vergleich mit satzförmigem Vergleichsstandard, haben die Informanten gelegentlich auch gestützten Vergleichsanschluss mit <i>wie dass</i> akzeptiert, d.h. eine Kombination aus Vergleichspartikel und subordinierender Konjunktion, wobei hier evtl. Interferenz mit dem Objektpronomen <i>das</i> vorliegt. Im Komparativvergleich in Aufgabe E3_22 mit ebenfalls satzförmigem Vergleichsstandard wurde gestützter Vergleichsanschluss praktisch nicht akzeptiert, zudem wurde er auch nie in eigenen Alternativen oder spontanen Formulierungen der Informanten gebraucht und dürfte damit insgesamt eher unytpisch für die Dialekte Hessens sein.</p><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">(6)</span> Spontane Formulierungen des Gradäquativs (Aufgabe DP_09):<br />a. d<i>as madche es genausu grus wei der bub</i> (Butzbach_Kirch-Göns_2)<br />b.&nbsp;<i>dat meeken is genauso graut wie de junge</i> (Diemelsee_Rhenegge_5)<br />c.&nbsp;<i>dat meken is genauso graut asse de junge</i> (Willingen_Schwalefeld_4)<br />d.&nbsp;<i>das mäjen is genauso groß als wie der junge</i> (Wehretal_Hoheneiche_2)</p></div><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">(7)</span> Spontane Formulierungen des Nicht-Gradäquativs/Modaläquativs (Aufgabe DP_25):<br />a.&nbsp;<i>ui das klingt wei e glock</i> (Butzbach_Kirch-Göns_2)<br />b.&nbsp;<i>ou dat klinget wie ene glocke </i>(Diemelsee_Rhenegge_5)<br />c.&nbsp;<i>ou dat klinget asse ene glocke </i>(Willingen_Schwalefeld_4)<br />d.&nbsp;<i>das klingt ja als wie-ne glockng</i> (Herleshausen_Willershausen_1)</p></div><p class="bodytext">[[(8)&nbsp;Äquativvergleiche in der direkten Erhebung:: DP_09 DP_25]]</p><p class="bodytext">Die Ergebnisse der direkten Erhebung zu den Äquativen (Aufgaben DP_9 und DP_25) entsprechen denen der indirekten Erhebung bezüglich der Reihenfolge in der Häufigkeit der akzeptierten Varianten (<i>wie</i> &gt; <i>als wie</i> &gt; <i>als</i>), s. die Karten in (8). Der Anteil des Hauptmusters <i>wie</i> fällt mit ca. 66% jedoch geringer aus, wohingegen <i>als wie</i> und <i>als</i> anteilig öfter akzeptiert werden als in der indirekten Erhebung. (Bei den spontanen Antworten ist der Anteil von äquativischem <i>wie</i> mit rund 98% dagegen noch deutlich höher als in der indirekten Erhebung, während <i>als wie</i> und <i>als</i> kaum genannt werden.)</p><p class="bodytext">[[(9)&nbsp;Gradfrage in der direkten Erhebung:: DP_21]]</p><p class="bodytext">Das in einer Gradfrage, Frage DP_21, s. die Karte in (9), verwendete Interrogativum stimmt in den meisten Varietäten in Hessen formal mit der äquativischen bzw. komparativischen Vergleichspartikel überein, s. Beispiele (10a) und (3a), (6a), (7a). Dies gilt entgegen den Angaben in der Literatur auch an vielen niederdeutschen Orten im Untersuchungsgebiet, s. Beispiele (10b) und (3b), (6b), (7b). Nur ganz vereinzelt ist im Westfälischen eine Differenzierung zwischen der spezifisch niederdeutschen <i>wie</i>-Variante <i>wu/bou/bu</i> als Interrogativum und vergleichendem <i>als</i> (<i>as/asse/orre</i> etc.) zu beobachten, s. Beispiel (10c) vs. Beispiele (3c), (6c), (7c). Eine ähnliche Differenzierung findet sich aber auch an ganz vereinzelten hochdeutschen Ortspunkten (z.B. Hauneck Rotensee) etwa zwischen interrogativischem <i>bie</i> im Unterschied zu vergleichendem (äquativischem und komparativischem) <i>wie</i>.</p><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">(10)</span>Spontane Formulierungen der Gradfrage (Frage DP_21):<br />a.&nbsp;<i>wei ahlt best dou? </i>(Butzbach_Kirch-Göns_2)<br />b.&nbsp;<i>wie alt bist du dann? </i>(Diemelsee_Rhenegge_5)<br />c.&nbsp;<i>bu ahlt bis-dou? </i>(Willingen_Schwalefeld_4)</p></div><p class="bodytext">Insgesamt haben die SyHD-Erhebungen ergeben, dass in Hessen in allen Vergleichsarten überwiegend <i>wie</i> verwendet wird, das somit vielerorts als Einheitsvergleichspartikel fungiert (wie seltener auch <i>als wie</i> und nur an ganz vereinzelten westfälischen Ortspunkten <i>als</i>), s. Beispiele (3a)/(6a)/(7a), (3b)/(6b)/(7b), (3c)/(6c)/(7c) etc. Es lässt sich bezüglich des Vergleichsanschlusses keine ausgeprägte Arealbildung innerhalb Hessens feststellen, eher Schwerpunkte der Distribution (z.B. deutliches Überwiegen von komparativischem <i>wie</i> in einem Streifen nordwestlich bis südöstlich Gießen, äquativisches <i>als</i> fast nur im Westfälischen, äquativisches und komparativisches <i>als wie</i> im Nordosten und Mitte/Südwesten des Untersuchungsgebiets etc.). Typisch ist vielmehr das Nebeneinander von zwei oder drei Varianten an den meisten Ortspunkten, wobei die sich bei Lückentext-Aufgaben zeigende Varianz generell geringer ausfällt als die bei Bewertungsaufgaben, die daher hier den interessanteren Aufgabentyp darstellen. Vom Standard weicht insbesondere der Vergleichsanschluss in den Komparativen in Form von <i>wie</i> oder <i>als wie</i> ab, doch auch in den Äquativen zeigt sich Differenz zum Standard in Form der Varianten <i>als wie</i> und <i>als</i>.</p>","erlaeuterung":"<p class="bodytext">Im Rahmen von SyHD wurde ein Dutzend Fragen zu Vergleichskonstruktionen, sowohl zu Komparativvergleichen (Aufgaben E2_02, E3_09, E3_14, E3_22, E4_01, E4_17, E4_24, DP_03) als auch zu Äquativvergleichen mit und ohne Gradsemantik (Aufgaben E2_18, E2_24, DP_09, DP_25) abgefragt. In der indirekten Erhebung wurden sowohl Bewertungs- als auch Lückentextaufgaben verwendet. Bei den Bewertungsaufgaben wurden jeweils vier Vergleichsanschlüsse vorgegeben, davon immer einmal auch die komplexe Vergleichspartikel <i>als wie</i> und mindestens immer ein gestützter Vergleichsanschluss (Kombination mit <i>dass</i>), um auch diese komplexeren, vom Standard abweichenden Anschluss­möglichkeiten zu elizitieren und zu untersuchen, ob sie tatsächlich, wie in der Literatur angegeben, im Fall von <i>als wie</i> auf Komparativvergleiche und im Fall der Kombinationen mit <i>dass</i> auf Satzvergleiche ('Vergleiche mit satzförmigem Vergleichsstandard') beschränkt sind. Zudem konnte jeweils vom Informanten eine eigene Alternative formuliert werden. In der direkten Erhebung wurden den Informanten Bilder präsentiert, auf deren Grundlage sie vorgegebene Satzanfänge vervollständigten.</p><p class="bodytext">Komparativvergleiche und Äquativvergleiche wurden jeweils sowohl als Phrasen- (Aufgaben E2_2, E2_24, E3_14, E4_1, E4_17, E4-24, DP_03, DP_09, DP_25) als auch als Satzvergleich (Aufgaben E2_18, E3_9, E3_22) abgefragt, um eventuelle Unterschiede je nach Satzwertigkeit des Vergleichsstandards zu beobachten. Da Friedli (2012) für die schweizerdeutschen Dialekte Unterschiede im Vergleichsanschluss je nach Häufigkeit des konkreten Phrasentyps des Vergleichsstandards festgestellt hat, wurde neben Phrasenvergleichen, in denen der Vergleichsstandard aus einer NP besteht (Aufgaben E2_2, E4_1, E4_17 etc.), dem häufigsten Phrasentyp bei Phrasenvergleichen, auch eine Vergleichskonstruktion mit dem selteneren Phrasentyp AP in die Befragung einbezogen (Aufgabe E3_14).</p><p class="bodytext">Doch nicht nur bezüglich des Vergleichsstandards wurde variiert. Da in der Literatur teilweise auf Unterschiede im Komparativ­anschluss je nach syntaktischer Funktion des Tertium Comparationis hingewiesen wird (Lipold 1983), wurden zudem Konstruktionen mit verschiedener Funktion des Tertium Comparationis einbezogen (prädikative AP: Aufgaben E2_2, E3_9, E3_14 etc.; adverbiale AP: Aufgabe E4_1; attributive AP: Aufgabe E4_17; negatives Indefinitum + <i>anders</i>: Aufgabe E4_24). In der direkten Erhebung wurde zudem die interrogativische Verwendungen von <i>wie</i> in einer Gradfrage abgefragt, um eventuelle sprachliche Differenzierungen zwischen vergleichendem und interrogativi­schem <i>wie</i> zu erfassen (etwa im Niederdeutschen <i>wie</i> oder <i>as</i> vs. <i>wo/bou</i> etc.).</p><p class="bodytext">Da die Komparativvergleiche im Vergleichsanschluss mehr Abweichungen vom Standard zeigten, wurden insgesamt überwiegend Komparativvergleiche abgefragt. Um ein vollständigeres Gesamtbild der Vergleichskonstruktionen in den Dialekten Hessens zu erzielen, wurden jedoch auch Äquative einbezogen. (Da Vorabbefragungen (Pretests) mit einem kleineren Informanten-Sample ergaben, dass im hypothetischen Vergleich keine anderen Anschlusstypen als im Standard auftreten, wurden hypothetische Vergleiche nicht in der Gesamtbefragung erhoben, zu den Pretest-Ergebnissen s. Jäger 2016.)</p>","literatur":["<p class="bodytext">AdA = Atlas zur deutschen Alltagssprache (2003–). Herausgegeben von Stephan Elspaß/Robert Möller. [URL: <a href="http://www.atlas-alltagssprache.de/" target="_blank">www.atlas-alltagssprache.de</a>]</p>","<p class="bodytext">Appel, Heinz-Wilfried (2007): Untersuchungen zur Syntax niederdeutscher Dialekte. Forschungsüberblick, Methodik und Ergebnisse einer Korpusanalyse. Frankfurt am Main: Lang.</p>","<p class="bodytext">Beck, Sigrid/Toshiko Oda/Koji Sugisaki (2004): Parametric variation in the semantics of comparison: Japanese vs. English. Journal of East Asian Linguistics: 289–344.</p>","<p class="bodytext">Bresnan, Joan (1973): Syntax of the comparative clause construction in English. In: Linguistic Inquiry 4/3: 275–343.</p>","<p class="bodytext">Bierwisch, Manfred (1987): Semantik der Graduierung. In: Bierwisch, Manfred/Ewald Lang (Hgg.): Grammatische und konzeptuelle Aspekte von Dimensionsadjektiven. (Studia Grammatica 26/27): 91–286. Berlin: Akademie Verlag.</p>","<p class="bodytext">Crecelius, Wilhelm (1897–1899): Oberhessisches Wörterbuch. Auf Grund der Vorarbeiten Weigands, Diefenbachs und Hainebachs sowie eigener Materialien. Darmstadt: Selbstverlag des historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen.</p>","<p class="bodytext">Duden (2016): Duden. Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch. Herausgegeben von der Dudenredaktion. 9., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. (Duden 4.) Berlin: Dudenverlag.</p>","<p class="bodytext">FFWB = Frankfurter Wörterbuch (1971–1988). Aufgrund des von Johann Joseph Oppel und Hans Ludwig Rauh gesammelten Materials herausgegeben vom Institut für Volkskunde der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main in Verbindung mit der Frankfurter Historischen Kommission von Wolfgang Brückner. Frankfurt am Main: Kramer.</p>","<p class="bodytext">Friedli, Matthias (2005): Si isch grösser weder ig! Zum Komparativanschluss im Schweizerdeutschen. In: Christen, Helen (Hg.): Dialektologie an der Jahrtausendwende. (Linguistik online 24). [URL: <a href="http://www.linguistik-online.de/24_05/friedli.html" target="_blank">www.linguistik-online.de/24_05/friedli.html</a>]</p>","<p class="bodytext">Friedli, Matthias (2012): Der Komparativanschluss im Schweizerdeutschen: Arealität, Variation und Wandel. Zürich: Dissertation. [URL: <a href="http://opac.nebis.ch/ediss/20121543.pdf" target="_blank">opac.nebis.ch/ediss/20121543.pdf</a>]</p>","<p class="bodytext">Haspelmath, Martin/Oda Buchholz (1998): Equative and similative constructions in the languages of Europe. In: Van der Auwera, Johan (Hg.): Adverbial constructions in the languages of Europe. (Empirical Approaches to Language Typology/EUROTYP 20/3): 277–334. Berlin: De Gruyter.</p>","<p class="bodytext">Hoeksema, Jan (1983): Negative polarity and the comparative. In: Natural language and linguistic theory 1: 403–434.</p>","<p class="bodytext">Jäger, Agnes (2010): Der Komparativzyklus und die Position der Vergleichspartikeln. In: Linguistische Berichte 224: 467–493.</p>","<p class="bodytext">Jäger, Agnes (2013): Mehr als (wie) die Summe seiner Teile. Vergleichspartikeln in den Dialekten Hessens unter besonderer Berücksichtigung von als wie. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik Heft 3: 261–296.</p>","<p class="bodytext">Jäger, Agnes (2016): Vergleichskonstruktionen im Deutschen. Diachroner Wandel und synchrone Variation. Habilitationsschrift, Universität zu Köln.</p>","<p class="bodytext">Lindow, Wolfgang/Dieter Möhn/Hermann Niebaum/Dieter Stellmacher/Hans Taubken/Jan Wirrer (1998): Niederdeutsche Grammatik. Schriften des Instituts für niederdeutsche Sprache (Dokumentation 20). Leer: Schuster.</p>","<p class="bodytext">Lipold, Günther (1983): Möglichkeiten der Komparation in den deutschen Dialekten. In: Besch, Werner/Ulrich Knoop/Wolfgang Putschke/Herbert Wiegand (Hgg.): Dialektologie: Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 1, 2) : 1232–1241. Berlin/New York: De Gruyter.</p>","<p class="bodytext">Niebaum, Hermann (1977): Westfälisch. (Dialekt/Hochsprache – kontrastiv. Sprachhefte für den Deutschunterricht 5). Düsseldorf: Pädagogischer Verlag Schwann.</p>","<p class="bodytext">Oppenrieder, Wilhelm (1991): Irreale Vergleichssätze. In: Klein, Eberhard/Françoise Pouradier Duteil/Karl Heinz Wagner (Hgg.): Betriebslinguistik und Linguistikbetrieb. Akten des 24. Linguistischen Kolloquiums, Universität Bremen, 4.–6. September 1989: 357–366. Tübingen: Niemeyer.</p>","<p class="bodytext">Osborne, Timothy (2009): Comparative coordination vs. comparative subordination. In: Natural language and linguistic theory 27: 427–454.</p>","<p class="bodytext">Roseman, Johan Gilges (1982–1984): Niederdeutsch-Westphälisches Wörterbuch von Johan Gilges Roseman genannt Klöntrup. Bearbeitet von Wolfgang Kramer, Herman Niebaum, Ulrich Scheuermann. 2 Bände. Hildesheim: August Lax.</p>","<p class="bodytext">Stassen, Leon (1985): Comparison and universal grammar. Oxford: Blackwell.</p>","<p class="bodytext">Thies, Heinrich/Heinrich Kahl (2016): Der neue Sass. Plattdeutsches Wörterbuch. Plattdeutsch-Hochdeutsch. Hochdeutsch-Plattdeutsch. 8., überarb. u. erw. Auflage. Neumünster: Wachholtz.</p>","<p class="bodytext">Thurmair, Maria (2001): Vergleiche und Vergleichen. Eine Studie zu Form und Funktion der Vergleichsstrukturen im Deutschen. (Linguistische Arbeiten 433). Tübingen: Niemeyer.</p>","<p class="bodytext">Weise, Oskar (1918): Die vergleichenden Konjunktionen in den deutschen Mundarten. In: Zeitschrift für deutsche Mundarten 13: 169–181.</p>","<p class="bodytext">Woeste, Friedrich (1966): Wörterbuch der Westfälischen Mundart. Im Auftrage des Westfälischen Heimatbundes neu bearbeitet und herausgegeben von Erich Nörrenberg. Wiesbaden: Martin Sändig oHG (Genehmigter Nachdruck der Ausgabe von 1930).</p>","<p class="bodytext">Zifonun, Gisela/Ludger Hoffmann/Bruno Strecker (1997): Grammatik der deutschen Sprache. (Schriften des Instituts für deutsche Sprache 7.1–7.3.) Berlin/New York: De Gruyter.</p>",""],"verteilung":"<p class="bodytext">Die einschlägigen Untersuchungen zum Basisdialekt (Wenkersatz 15/DSA-Karte 116; Wenkersatz 20; Weise 1918; Lipold 1983; Friedli 2005, 2012) und zur deutschen Umgangssprache (AdA 2003–), die sich allerdings nahezu ausschließlich auf Komparativvergleiche beschränken und Äquativvergleiche kaum berücksichtigen, deuten auf eine große Variabilität beim Vergleichsanschluss hin (vgl. auch die Übersicht zum Forschungsstand in Jäger 2013, 2016). In Komparativvergleichen überwiegt im Mittel- und Oberdeutschen der Vergleichsanschluss mit <i>wie</i>. Hier wird <i>wie</i> verbreitet als Einheitsvergleichspartikel in Komparativ- und Äquativvergleichen gebraucht (vgl. Weise 1918). Im äußersten Süden und Westen des hochdeutschen Sprachraums (Teile des Alemannischen, Rhein- und Moselfränkischen) sowie im Niederdeutschen überwiegt Komparativanschluss mit <i>als</i>. Dieses wird u.a. im Niederdeutschen als Einheitsvergleichspartikel in Komparativ- und Äquativvergleichen gebraucht. Die dritthäufigste Variante stellt der Komparativanschluss mit <i>als wie</i> dar, das als „Kompromissform […] in den Berüh­rungs­gebieten” (Lipold 1983: 1238) von <i>als</i> und <i>wie</i> aufgefasst wird. Ähnlich ist im Frankfurter Wörterbuch ( FFWB VI: 3554) von „der Verdopplung ‘als wie’” die Rede. Es kommt verstreut im gesamten hochdeutschen Sprachraum vor mit Schwerpunkten im Mitteldeutschen und Ostoberdeutschen. <i>Als wie</i> ist laut Weise (1918) zunächst in Komparativ­vergleichen verwendet worden. Gemäß Thurmair (2001: 101) ist es auf Komparativ­vergleiche beschränkt. (Dies suggeriert auch die Angabe im FFWB (VI: 3554): „bei Komparativen […] häufig in der Verdopplung ‘als wie’”.) Dies widerlegen jedoch bereits die Belege für äquativisches <i>als wie</i> in Weise (1918), vgl. auch unten die Ergebnisse der SyHD-Erhebungen. Regional sehr begrenzt finden sich weitere Vergleichspartikeln in Komparativ­vergleichen: oberdt. <i>weder, wann, so, oder</i>, (<i>als</i>) <i>was</i>, <i>dass</i>, niederdt. <i>of</i>. In Satzvergleichen, also Vergleichskonstruktionen mit satzförmigem Vergleichsstandard, kommen zudem sogenannte gestützte Vergleichs­anschlüsse vor, d.h. Kombinationen der Vergleichspartikeln mit einer subordinierenden Konjunktion wie <i>dass</i>: <i>als dass,</i> <i>weder dass</i> etc. (Friedli 2005, 2012). Laut Friedli (2012) lässt sich für die schweizerdeutschen Dialekte eine Zugänglichkeits­hierarchie feststellen, derzufolge in Phrasenvergleichen mit den häufigeren Phrasen­typen NP und PP früher schon komparativisches <i>wie</i>, aber auch noch länger z.B. <i>wann</i> verwendet wird, als mit selteneren Phrasentypen wie AP.</p><p class="bodytext">Für Hessen wird in der Literatur einerseits Überwiegen von <i>als </i>in den Komparativ­vergleichen konstatiert (histori­sches Wenker-Material, AdA 2003–), andererseits Überwiegen von <i>wie </i>(Weise 1918, Lipold 1983). Es deutet sich dabei eine diachrone Zunahme von <i>wie </i>als Komparativpartikel an, die eine Fortsetzung der bereits historisch im Deutschen zu beobachtenden Entwicklung, des sogenannten Komparativzyklus (vgl. Jäger 2010, 2016), darstellt. So vermerkt bereits Crecilius (1897-1899, Band: 1, 25, vgl. auch Band 2: 912) im Oberhessischen Wörterbuch, dass in Hessen „<i>wie </i>immer mehr das Übergewicht über <i>als”</i> gewinnt. Fürs Niederdeutsche und damit auch für die nieder­deutschen Varietäten im nördlichen Hessen wird mehrheitlich von <i>als </i>(<i>as </i>etc.) als Einheitsvergleichspartikel aus­ge­gangen (Weise 1918, Lindow et al. 1998, Appel 2007, Thies/Kahl 2016; ähnliche Aussagen auch speziell fürs Westfälische finden sich bei Woeste 1966: 12, 42; Niebaum 1977: 92; Rosemann 1982-1984: Bd. 1, Sp. 50, Bd. 2, Sp. 559–560). Die Ergebnisse im <a href="http://www.atlas-alltagssprache.de/wp-content/uploads/2012/05/groesser_als-wie-als_wie.jpg" title="Opens external link in new window" target="_blank" class="external-link-new-window">Pilotprojekt</a> und der <a href="http://www.atlas-alltagssprache.de/vergleichspartikel/" title="Opens external link in new window" target="_blank" class="external-link-new-window">neunten Befragungsrunde</a> des AdA (2003–) deuten dagegen auch auf vereinzelt vorkommendes komparativisches <i>wie </i>(bzw. <i>wu</i>/<i>wo</i>) im Niederdeutschen hin. <i>Als wie</i> tritt in Hessen gemäß den Aussagen der Forschungsliteratur vereinzelt im Nordosten (Wenker-Material, Lipold 1983) und Süden auf (Lipold 1983, sehr eingeschränkt AdA).</p>","pdfname":"SyHD-atlas_2017_Vergleiche.pdf"}}